Vom Steuern durch Macht
zum Führen durch Ansehen
– Dr. Gerhard Wohland
Lara Herding (Text), Jana Hempfer (Design)
Beschäftigt man sich mit Management in Unternehmen – obgleich in welchem Kontext – sollte man zuerst einen kritischen Blick auf die Definition des Begriffs Führung an sich werfen. In einem Gespräch mit Fabian Schünke, CTO bei Herding GmbH Filtertechnik, über Führung in Unternehmen und dessen Entwicklung, kamen wir zu folgender Erkenntnis:
„Die meisten Leute
benutzen oft den
Begriff Führung, eigentlich meinen sie
aber Steuerung durch Macht.”
Um zu verstehen, worum es sich also bei Führung – im Gegensatz zu Steuerung – handelt, hilft es sich, mit Dr. Gerhard Wohland und seinen Ansichten aus- einanderzusetzen.
Er ist Leiter des Instituts für dynamikrobuste Orga- nisation und lernender Berater. In seiner Arbeit kon- zentriert er sich auf die Komplexität der Dynamik für Unternehmen. Hierbei beruft er sich immer wieder auf das soziale System eines Unternehmens als ausschlaggebendes Element in der Bewältigung von Krisen. Im Folgenden werden seine Ansätze und Denkmodelle zu Führung vorgestellt.
Was bringt Menschen in einem Unternehmen zum Handeln? Herrn Dr. Wohland stellt die folgende These auf:
“Erleben Menschen Führung,
handeln Sie freiwillig durch
Gefolgschaft. Erleben Menschen
Steuerung, handeln Sie in Folge von
Ausübung von Macht.”
Differenzierung der Begriffe Steuerung und Führung –
Ein Gedankenspiel
Wenn eine Führungskraft einem Auszubildenden die Aufgabe überträgt, den Hof zu kehren, wird die Wahrscheinlichkeit, dass der Azubi hierzu „Nein“ sagt, wohl im einstelligen Prozentbereich liegen. Welche Wahl bleibt einem auch – Lust auf eine Abmahnung hat wohl keiner.
Wird allerdings in einem anderen Beispiel vonseiten des Managements zu einem Open Spaceüber ein akutes und wichtiges Problem eingeladen und Mitarbeiter kommen, weil sie Lust haben, sich zu beteiligen, hat Führung stattgefunden. Gerade in aktuellen Krisenzeiten kann dieser Unterschied entscheidend sein.
Warum Führen, statt Steuern,
in Krisenzeiten so wichtig ist
Ich lehne mich wohl nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich die Aussage treffe, dass die aktuellen Zeiten, herausfordernd und von Dynamik geprägt sind. Probleme für Unternehmen werden zunehmend komplexer.
Früher hatten Führungskräfte den Vorteil eines Wissensvorsprungs, der ihnen geholfen hat,Probleme zu lösen. Dieser hilft vor allem bei sich wiederholenden Aufgaben – auf altbekannte Methodiken zurückzugreifen ist hier das Richtige, laut Dr. Woland. In diesem Kontext kann Steuerung als die beste Lösung gelten.
Doch gerade in Krisenzeiten zeigt sich, warum Führung Unternehmen dynamikrobust machen kann. Wenn Unternehmen über Monate Lieferkettenproblemen und Fachkräftemangel ausgesetzt sind, bedeutet das vor allem eins: den Verlust der Planbarkeit.Diese unplanbare Dynamik verhindert es, ausschließlich auf altbekannte Methodenzurückzugreifen, da die neuen, dynamischen Probleme implizieren, dass sie noch nicht bekannt sind. Führungskräfte können also nicht mehr auf ihren Wissensvorsprung und Methoden setzen. Laut Herrn Dr. Wohland sei das einzige wirksame Mittel in diesem Fall Ideen. In seinem Artikel „Hohe Dynamik in Projekten: Wo Methodenwissen nicht mehr weiter hilft“ im projektmagazin schlägt er Führungskräften Folgendes für von Dynamik geprägten Zeiten vor: Sie sollen Probleme sichtbar machen und nach internen Resonanzen suchen.
Um das konkrete Beispiel von oben aufzugreifen: sie sollen in ihrem Unternehmen zu einem Open Space einladen, und die Ideen und Kompetenzen ihrer Mitarbeiter, unabhängig ihrer Position im Unternehmen, einsetzen. Denn die Komplexität der Krisen erfordert das Mitdenken aller, die Lust haben, sich zu beteiligen.
Warum muss sich also Management ändern?
Gerade in den aktuell fordernden Zeiten zeigt sich, dass mit Steuerung als Managementstil das System zu kollabieren droht. Widmet man sich als Führungskraft den derzeit anstehenden dynamischen und komplexeren Problemen, ist es viel wichtiger durch Führung Freiwilligkeit zu organisieren.
Die Frage, warum sich also Management ändern muss, kann man mit den Ansätzen von Dr. Gerhard Wohland wie folgt beantworten:
Wir leben in einem dynamischen Umfeld – Führen statt Steuern ist die richtige Antwort.
“Wir leben in einem
dynamischen Umfeld – Führen statt Steuern ist die richtige Antwort.””Wir leben in einem
dynamischen Umfeld – Führen statt Steuern ist die richtige Antwort.”